Bianca Baalhorn

Pause



Eine junge Frau hat sich für den Abiball in ihr zukünftiges Brautkleid geschmissen - damals hatte man ihr was in der Schlachterei angeboten. Sie lächelt so glücklich rüber zu einer sehr ähnlichen Frau mittleren Alters. Die hat 10 Minuten, um ihre Pause zu kauen. Eine Stimme kommt aus dem Abfluss des Waschbeckens, wieder eine Frau - sie liest einen Text der Künstlerin. Die falschen Nägel wurden abgekaut oder weggeschmissen, wie ein ganzes sauberes Leben.

Eine Seife pro Tag. Just for you. Alle vier fühlen sich als Individuum, die eine - rein durch die andere.

Kann man sich einander verbinden über ein duftendes Fabrikat - ausgesandt, gefunden, nie ausgepackt und zwischen die Blusen im Schrank geschoben.

Baalhorn inszeniert personifizierte Installationen, deren Monologe zwischen gesellschaftlich anerkannten Alltagsstrukturen Fragen an den Feminismus, den Kapitalismus, und die (Un)Möglichkeiten des Fatalismus subtil aufwirbeln und als Komposition aus Ready-mades einfrieren lassen.



A young woman has thrown on her future wedding dress for the graduation ball - at that time she had an offer to work in the butcher shop. She smiles so happily over at a very similar middle-aged woman. She has 10 minutes to chew her break. A voice comes out of the sink drain, again a woman - she is reading a text by the artist. The false nails were chewed off or thrown away, like a whole clean life.

One soap a day. Just for you. They feel as an individual, the one - pure through the other. Can one connect to each other over a fragrant make - sent out, found, never unpacked and shoved between the blouses in the closet.

Baalhorn stages personified installations whose monologues between socially accepted everyday structures subtly stir up questions about feminism, capitalism, and the (im)possibilities of fatalism and freeze them as a composition of ready-mades.




Bianca Baalhorn beobachtet gesellschaftliche Riten, Muster und entdeckt den Zwang zur Fatalität im Alltag. An der Schwelle zur Inszenierung verweben und verwechseln sich Texte, Videos, Installation und Performance, überwiegend in interaktiven Arbeiten. Die Künstlerin studierte Schauspiel (Berlin) und bildende Kunst (HfbK Dresden), sie lebt mit 3 Kindern und Partner in Potsdam.

Bianca Baalhorn observes social rites, patterns and discovers the compulsion to fatality in everyday life. On the threshold of staging, texts, videos, installation and performance interweave and intermingle, predominantly in interactive works. The artist studied acting (Berlin) and fine arts (HfbK Dresden), she lives in Potsdam with 3 children and her partner.


speichern kollektivität - die kunst viele zu sein 01.-23.09.23  —  speichern kollektivität - die kunst viele zu sein 01.-23.09.23    —  speichern kollektivität - die kunst viele zu sein 01.-23.09.23